Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Prachtfinken (Estrildidae)
Gattung: Reisfinken (Padda)
Allgemeines
Der Reisfink (Reisamadine) oder Java Finch (Java), wie er von den Engländern und Amerikaner meist genannt wird, stammt ursprünglich aus Java und Bali, ist mittlerweile aber auch durch den Menschen über weite Teile Südostasiens verbreitet. Später wurde er auch an der Küste Ostafrikas und auf St. Helena eingeführt. Der weiße Reisfink speziell hat eine lange Geschichte und wurde bereits vor 400 Jahren in China und Japan gezüchtet. Der wuchtige und kräftige Schnabel erlaubt es dem Reisfinken, größere Körner als die anderen Prachtfinken zu knacken.
Geschlechtsbestimmung
Die Oberseite sowie die Brust ist blaugrau gefärbt, Kopf und Kinn, Bürzel und Schwanz sind bei beiden Geschlechtern schwarz. Der Bauch weist eine rötlichbraune Farbe auf. Die Unterschwanzdecken sind weiß und die Füßchen rosarot. Ein großer weißer Wangenfleck sowie ein Rosaroter starker Schnabel mit weißlichen Schneiden prägen den Reisfinken. Der Lidring ist beim Hahn etwas intensiver rötlich gefärbt wie beim Weibchen. Der Hahn ist im Gesamten auch etwas kräftiger und hat einen kräftigeren Schnabel wie das Weibchen. Abgesehen davon singt beim Reisfinken das Weibchen nicht. Die Jungvögel sind graubraun und haben einen schwarzen Schnabel. Richtig durchgefärbt sind diese allerdings erst nach gut einem Jahr.
Lebensraum in der Natur
Der Reisfink kommt im Ursprünglichen aus einem relativ großen Verbreitungsgebiet was sich von Taiwan bis ins südliche Vietnam, Sumatra, Borneo, Malokken, Timor-Inseln und Malaysia hinzieht.
Dort lebt er in Kulturlandschaften in lichten Wäldern mit Grasflächen, Dorfränder, Wege, Feldränder, Reisanbaugebiete und in Gebüschen. Er hält sich meist mit anderen artgenossen in kleineren Schwärmen auf und brütet in Kolonien. Dort werden die Nester in Palmquirle, Baumhöhlen und unter Hausdächern gebaut. Ein Gelege besteht hier aus 4 – 7 Eiern. Nach der Brutzeit bildet er mit Artgenossen oft riesige Schwärme und plündert die reifenden Samen in den Reisfeldern.
Haltung und Unterbringung in Menschenobhut
Der Reisfink wird seit Ende des 18. Jahrhunderts in Japan und China nachgezüchtet. Der Reisfink ist in der Regel friedlich, jedoch sollte man ihn nicht mit kleineren Vögeln wie z.B. Prachtfinken vergesellschaften. Dieses richtet sich allerdings auch immer nach der Voliere bzw dem Käfig worin sie sich aufhalten.
Meine Reisfinken habe ich paarweise in einer gut bepflanzten Voliere.
Da ich verschieden große Außenvolieren habe mit angrenzenden Schutzräumen, muss ich alle aufzählen.
Meine Außenvoliere 1 hat eine Grundfläche von 8,1 qm und eine Höhe von 2 m. An diese Voliere angegliedert ist ein Schutzraum mit einer Größe von 2,3 qm, damit im Winter der schlimmste Wind mit seiner Kälte abgehalten wird und die Tiere Wasser und Futter frostfrei aufnehmen können.
Die Außenvoliere 2 hat eine Grundfläche von 10,8 qm, eine Höhe von 2 m. Ebenfalls ist auch hier ein Schutzhaus angegliedert mit einer Fläche von 2,9 qm.
Die Außenvoliere 3 hat eine Grundfläche von 4,8 qm, eine Höhe von 2 m und ein angrenzendes Schutzhaus von 2,5 qm.
Alle Außenvolieren sind natürlich bepflanzt mit Buchsbaum, Holunder, Ilex, Thuja etc. Durch die Bepflanzung mit den verschiedensten Gewächsen habe ich die Volieren von oben offen gelassen (also nur das Drahtgeflecht) . Die Seiten werden im Frühjahr zusätzlich noch mit Kiefernästen ausgeschmückt. Dort werden Nisthilfen ( Säbelsche Nistklötze, Kaisernester und Kanariennistkörbchen sowie Wellensittichkästen ) in verschiedener Höhe befestigt.
Neben den Außenvolieren mit Schutzhaus habe ich zusätzlich 2 kleinere Innenvolieren mit jeweils einer Grundfläche von 2,20 qm und einer Höhe von 2m.
Als Nistmaterial gebe ich für die Reisfinken kurzes Rosshaar, Sisal- und Kokosfasern, Pflanzenwolle von Disteln oder Löwenzahn und Scharpie. Meist wird aber Heu, Tierfedern und kleinere Ästchen sowie Wurzeln bevorzugt.
Verträgt sich das Paar, wird es bald mit der Balz und der Paarung, dann mit dem Nestbau und schließlich der Eiablage beginnen.
Übrigens: Der Reisfink verträgt keinen Frost. Ich habe sie dennoch im Winter in den Außenvolieren. In dem dazugehörigen Schutzraum ist ein Frostwächter installiert der die Temperatur regelt sodass ein Frostfreier Raum entsteht der allen Prachtfinken zur Verfügung gestellt werden muss.
Fütterung
Als Standartfutter gebe ich den Reisfinken Hirse, Glanz, geschälter Hafer, Gerste, Paddyreis. Da sie zusammen in der Voliere mit Stieglitzen und Gimpeln leben (außer während der Zuchtzeit) können sie auch deren Futter unbegrenzt aufnehmen.
Zudem können sie an deren Weichfutter ran, wobei ich die Reisfinken aber noch nicht beobachten konnte.
Zusätzlich haben alle meine Volierenbewohner jede Menge frisches Grün wie z.B. Salat, Vogelmiere, frisches Obst und die verschiedensten Wildkräuter, etc.
Ebenso stelle ich in der Zuchtzeit ein Keimfutter zur Verfügung, welches, mit Eifutter und etwas Kalk vermischt, gerne aufgenommen wird. Bei großer Wärme ist darauf zu achten, dass es nicht verdirbt. Tips zur Herstellung dafür finden Sie hier.
Ich konnte bei meinen Reisfinken bisher noch nie beobachten dass sie an das dargebotene Eifutter (für Kanarien oder für Waldvögel) gehen, aber einige Zuchtkollegen berichteten mir darüber.
Dass täglich frisches Trinkwasser geboten wird, sollte selbstverständlich sein. Dieses wird während der Brutzeit und der Mauser zweimal wöchentlich mit Vitaminen angereichert.
Da Reisfinken sehr gerne und ausgiebig baden, darf natürlich auch diese Gelegenheit nicht fehlen.
Nestbau
Das Paar fliegt gemeinsam in der Voliere auf Nistplatzsuche. Sieht das Männchen einen besonders günstigen Platz, dann setzt es sich dort nieder und lässt seinen leisen Nestlockruf hören um dem Weibchen seinen vorgeschlagenen Nistplatz zu zeigen. Stimmt das Weibchen dem vorgeschlagenen Nistplatz zu, beginnt es mit dem Nestbau, ansonsten geht die Suche weiter bis eine geeignete Nistmöglichkeit gefunden wurde.
Gerne wird der Nistplatz in Kaisernester gewählt bzw. in Kanariennistkörbchen ausgesucht. Am Allerbesten sind dennoch große Nistkästen, wie z.B. für Wellensittiche o.ä. Diese werden am Liebsten zum Nestbau benutzt.
Die Nester von Reisfinken werden meist nicht sehr ordentlich gebaut wie z. B. bei meinen Stieglitzen. Als Nistmaterial wird wie oben schon beschrieben am Liebsten Heu, Stroh, kurze Würzelchen oder kleinere Ästchen sowie Blätter genommen. Zur Auspolsterung dienen am Besten Tierfedern. Auch die Blüten von Löwenzahm habe ich schon in deren Nestern gefunden.
Achtung: Die Nisthilfen aber bitte so anbringen das eine Kontrolle und spätere Beringung der Jungvögel unkompliziert möglich ist.
Zärtlichkeitsfüttern
Beim Zärtlichkeitsfüttern bettelt das Weibchen das Männchen wie ein Jungvogel an, es macht sich klein und sperrt von unten her mit zitternden Flügeln, während das Männchen sich groß macht und von oben her aus dem Kropf füttert. Da das Zärtlichkeitsfüttern das Vorrecht des Ranghöchsten ist, kann das Männchen unter keinen Umständen darauf verzichten. Sollte es krank oder verletzt werden, so übernimmt das Weibchen diese Position solange, bis das Männchen wieder gesund ist. In der freien Natur aber kommt dieses kaum vor.
Halmbalz
Je nach dem wie stark der Wachstum der Gonaden fortgeschritten ist, beginnt das Männchen dem Weibchen einen Halm -wie beim Schnabelflirt- anzubieten. Der Hahn bringt der Henne kleine Geschenke in Form von Zweigen oder Halmen. Dabei wird auch „gefaucht und gezischt“. Die Halmbalz soll zum Gleichklang beider Geschlechter führen. Ist es soweit, fliegen beide Partner mit Nistmaterial gemeinsam umher.
Begattung
Mit gesträubtem Bauchgefieder und erhobenem Schnabel sitzt das Männchen in unmittelbarer Nähe des Weibchens. Flügelschlagend hält es sein Gleichgewicht und führt die Begattung aus. Hierbei hat des Öfteren einer der Reisfinken, manchmal auch beide, Nistmaterial im Schnabel. Die Begattung findet meistens schon in den frühen Morgenstunden statt, seltener über den Tag verteilt. Sie können mehrmals hintereinander erfolgen. Sexuell stark erregte Reisfinken können – besonders zu fortgeschrittener Jahreszeit – auf alle einleitenden Handlungen verzichten und sofort zur Begattung kommen. Dann wird aber meistens das Zärtlichkeitsfüttern nachgeholt.
Ei, Gelege
Der Brutbeginn bei den Reisfinken ist in der Regel Anfang bis Mitte März. Die Eiablage der Reisfinken findet täglich in den frühen Morgenstunden statt. Ein Gelege besteht in der Regel aus 5 - 6 ovalen weiß gefärbten Eiern.
Brutbeginn ist nach Ablage des vorletzten Eies. Das Weibchen bebrütet abwechselnd mit dem Männchen13 - 14 Tage.
Reisfinken machen in Menschenobhut zwei bis drei Jahresbruten. Mehr sollte man auch nicht zulassen, da hier besonders das Weibchen zu sehr beansprucht wird.
Schlupf – Aufzucht
Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie von beiden Elternteilen abwechselnd gefüttert. Hierbei ziehen beide Partner gemeinsam ihre Jungen sehr beständig auf. Ich hatte leider einmal den Fall dass das Männchen eingegangen ist als die Jungen etwa 8 Tage alt waren. Da hat das Weibchen nicht mehr gefüttert und die Jungen sind leider verhungert.
Die Jungen Reisfinken bleiben im Allgemeinen recht lange im Nest, meist 3-4 Wochen, manchmal können es auch bis zu 5 Wochen sein. Die Beringung sollte zwischen dem 6. und dem 8. Tag durchgeführt werden. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch etwa 2 Wochen von den Elterntieren gefüttert.
Nach dieser Zeit, wenn die Jungen selbständig sind, entferne ich sie aus der Zuchtvoliere. Auch wenn sie den Altvogel noch um Futter anbetteln, müssen sie aus dieser Voliere entfernt werden damit sie von den Alttieren nicht angegriffen werden oder die Folgebrut stören.
Ausklang
Mit ihrer doch etwas recht großem Erscheinungsbild sind die Reisfinken eine schöner Anblick in den Volieren oder eine ideale Ergänzung für Gemeinschaftsvolieren. Sehr gerne sitzen die jeweiligen Partner gemeinsam dicht zusammen gekuschelt, gerade nachts, gemeinsam auf der Stange. Da die Reisfinken relativ leicht nachzuzüchten sind, macht es große Freude diese Tiere zu halten und züchten.